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Einen MS-Schub sollte man möglichst schnell nach Beginn der Symptome behandeln. Die Behandlung ist ohne Medikamente bei einem akuten Schub nicht möglich. Die Therapie der Wahl bei einem Schub ist die Gabe von ?Kortison? (Glukokortikoid, Kortikosteroid). Alternativ wird in bestimmten Fällen eine Plasmapherese durchgeführt.
Standardmäßig führt man zur MS-Schub-Behandlung eine hochdosierte Kortison-Therapie (Kortison-Stoßtherapie, Kortison-Pulstherapie) über drei bis fünf Tage durch. Am häufigsten kommt dabei Methylprednisolon zum Einsatz, und zwar als Infusion direkt in eine Vene (intravenös) in einer Dosierung von 500 bis 1.000 Milligramm (mg) pro Tag.
Bevorzugt sollte das Kortison (Cortison) bei MS in einer Einzeldosis am Morgen gegeben werden, weil es bei einigen Menschen Schlafstörungen verursacht. Ist eine intravenöse Gabe nicht möglich, weicht man unter Umständen auf Kortison-Tabletten aus.
Die Kortison-Stoßtherapie verkürzt die Schubdauer und fördert die Rückbildung der MS-Symptome, etwa Sehstörungen aufgrund einer Entzündung des Sehnervs. Wenn sie unzureichend wirkt, empfehlen Expertinnen und Experten eine Steigerung (Eskalation) der Therapie: Möglich ist eine ultrahochdosierte Kortison-Gabe mit bis zu 2.000 mg pro Tag über drei bis fünf Tage. Je nach Schwere und Dauer der Symptome erwägt man alternativ oder anschließend auch eine Plasmapherese oder Immun-Adsorption.
Mögliche Nebenwirkungen der Kortison-Stoßtherapie bei Multipler Sklerose sind neben den oben erwähnten Schlafstörungen unter anderem leichte Stimmungsveränderungen, Magenprobleme, Gesichtsrötung und Gewichtszunahme.
Eine sogenannte Plasmapherese (PE) beziehungsweise Immun-Adsorption (IA) kommt infrage, wenn:
Bei der Plasmapherese beziehungsweise IA handelt es sich um eine Art Blutwäsche. Mit einem speziellen Gerät wird das Blut über einen Katheter aus dem Körper herausgeleitet, filtriert und dann wieder in den Körper zurückgeführt. Zweck des Filtrierens ist es, Immunglobuline aus dem Blut zu entfernen, die für den Entzündungsprozess während eines MS-Schubes verantwortlich sind.
Der Unterschied zwischen Plasmapherese und Immun-Adsorption besteht darin, dass bei der Plasmapherese unspezifisch Plasma (einschließlich der enthaltenen Immunglobuline) aus dem Blutkreislauf herausgefiltert und durch eine Eiweiß-Lösung (Albumin) ersetzt wird. Dagegen werden bei der Immun-Adsorption spezifisch nur die für die Entzündungsprozesse verantwortlichen Immunglobuline aus dem Blut ?gefischt?.
Es ist unklar, ob ein Verfahren dem anderen überlegen ist, oder ob beide gleich wirksam sind bei Multipler Sklerose.
Die Plasmapherese (PE) bzw. Immun-Adsorption (IA) erfolgt normalerweise stationär in darauf spezialisierten MS-Zentren, im Idealfall in den ersten sechs bis acht Wochen nach Beginn eines MS-Schubes. Unter Umständen ist die PE/IA auch schon zu einem früheren Zeitpunkt sinnvoll, wenn beispielsweise ultrahochdosierte Kortison-Infusionen nicht möglich sind.
Bei der Plasmapherese bzw. Immun-Adsorption kann es zu den folgenden Nebenwirkungen oder Komplikationen kommen:
Multiple Sklerose wird auch als ?Krankheit mit den 1.000 Gesichtern bezeichnet. Wie unterschiedlich die Symptome von Fall zu Fall sind, lesen Sie in Multiple Sklerose ? Symptome.
Eine immunsuppressive Therapie (verlaufsmodifizierende Therapie, Basis-Therapie) besteht in der langfristigen Gabe von sogenannten Immuntherapeutika. Dazu zählen Wirkstoffe, welche die Aktivität des Immunsystems unterdrücken (Immunsuppressiva) beziehungsweise Immunreaktionen gezielt verändern (Immunmodulatoren).
Die immunsuppressive Therapie bei Multiple Sklerose ist zwar nicht in der Lage, eine MS zu heilen, sie kann aber ihren Verlauf günstig beeinflussen. Den größten Effekt zeigt sie bei schubförmig verlaufender MS, also bei schubförmig remittierender MS, sowie aktiver sekundär progredienter MS (SPMS).
Je nachdem, welche Verlaufsform von MS vorliegt, sind unterschiedliche Behandlungen sinnvoll. Informationen zu den verschiedenen Formen finden Sie im Text Multiple Sklerose ? Verlauf.
Mit ?aktiv? bezeichnet man das Auftreten von Schüben und/oder neuen oder sich vergrößernden entzündungsbedingten Schäden im ZNS. In diesen Fällen ist es durch die Therapie mit MS-Immuntherapeutika möglich, die Schubrate zu reduzieren sowie den fortschreitenden Behinderungen entgegenzuwirken, die durch die Schübe verursacht werden.
Bei nicht aktiver SPMS sowie bei primär progredienter MS ist die Wirksamkeit der immunsuppressiven Therapie geringer. Die Anwendung bestimmter Immuntherapeutika ist manchmal aber dennoch hilfreich.
Derzeit stehen unter anderem folgende Immuntherapeutika zur Behandlung von Multipler Sklerose zur Verfügung:
Die Auswahl geeigneter MS-Immuntherapeutika im Einzelfall richtet sich nach vielen verschiedenen Faktoren, etwa den verschiedenen Verlaufsformen der Multiplen Sklerose, der Krankheitsaktivität und nach eventuellen vorhergehenden Behandlungen mit Immuntherapeutika. Eine Rolle spielen auch individuelle Faktoren, zum Beispiel wie alt der oder die Betroffene ist, wie gut ein Medikament vertragen wird und ob eine bestimmte Begleiterkrankung oder eine Schwangerschaft vorliegt.
Die aktuelle medizinische Leitlinie für Multiple Sklerose teilt MS-Immuntherapeutika in drei Kategorien ein ? nach ihrer relativen Reduktion der Entzündungsaktivität (Schubrate, Entzündungsaktivität im MRT, schubbedingtes Fortschreiten der Erkrankung). Diese Wirksamkeitskategorien lösen das bisherige Stufenschema der MS-Therapie ab.
Beta-Interferone (auch Interferon-beta) zählen zur Gruppe der Zytokine. Das sind natürlicherweise im Körper vorkommende Signal-Proteine, die unter anderem Immunreaktionen modulieren. Wie genau die als Medikament verabreichten Beta-Interferone bei Multipler Sklerose wirken, ist bislang nicht geklärt.
Die Anwendung der Wirkstoffe erfolgt als Spritze ? je nach Präparat unter die Haut (subkutan) oder in einen Muskel (intramuskulär). Die Häufigkeit der Anwendung ist ebenfalls abhängig vom Präparat: Die meisten Präparate spritzen Betroffene mit MS sich einmal oder mehrmals wöchentlich. Verfügbar ist aber auch ein Präparat, das nur alle zwei Wochen injiziert werden muss: Dieses sogenannte pegylierte (PEG-)Interferon hat eine längere Wirkdauer als unpegyliertes Interferon.
Beta-Interferone dürfen auch in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Das Medikament hat in Studien keinen negativen Effekt auf das Kind oder die werdende Mutter gezeigt. Trotzdem sollte ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt stattfinden, in dem zusammen mit der Patientin eine Risiko-Nutzen-Überlegung angestellt wird.
Am häufigsten sind grippeähnliche Beschwerden, besonders zu Beginn der Therapie (wie Kopf- und Muskelschmerzen, Schüttelfrost, Fieber). Schleicht man die Therapie ein und steigert die Dosis nur langsam oder verabreicht man die Spritze am Abend, kann man diesen Beschwerden teilweise vorbeugen. Zudem wirkt die Einnahme von entzündungshemmendem Ibuprofen eine halbe Stunde vor der Spritze den grippeähnlichen Symptomen entgegen.
Bei Beta-Interferon-Spritzen, die unter die Haut (subkutan) gesetzt werden, treten unter Umständen Reaktionen an der Einstichstelle auf ? angefangen bei Rötung, Schmerzen und Juckreiz über eine lokale Entzündung bis hin zum Absterben von Gewebe (Nekrose).
Bei Menschen mit bekannter Depression verstärkt die Behandlung mit Beta-Interferonen unter Umständen die Depression.
Häufig entwickeln Betroffene unter einer Interferon-Therapie einen Mangel an neutrophilen Granulozyten und Blutplättchen sowie erhöhte Blutwerte für Transaminasen.
Zudem entwickeln sich unter der Beta-Interferon-Behandlung manchmal neutralisierende Antikörper gegen das Medikament, wodurch dieses an Wirksamkeit einbüßt.
Glatirameracetat (GLAT) ist ebenfalls ein Immunmodulator. Seine Wirkweise ist nicht genau bekannt. In der Wissenschaft diskutiert man verschiedene Mechanismen. Unter anderem geht man davon aus, dass GLAT die Entstehung von bestimmten T-Zellen fördert, die dafür zuständig sind, Immunreaktionen zu regulieren und einzudämmen.
GLAT wird je nach Dosierung einmal täglich oder dreimal wöchentlich unter die Haut gespritzt.
Glatirameracetat hat in Studien keinen negativen Effekt während der Schwangerschaft gezeigt, es darf also auch von schwangeren Frauen genutzt werden. Trotzdem ist ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt empfehlenswert, um eine Risiko-Nutzen-Analyse zu besprechen.
Sehr häufig rufen die GLAT-Injektionen lokale Reaktionen an der Einstichstelle hervor (Rötung, Schmerzen, Quaddeln, Juckreiz). Häufig kommt es zu einer kosmetisch störenden lokalen Lipo-Atrophie, also dem Verlust von Unterhaut-Fettgewebe: An den betroffenen Stellen dellt sich die Haut ein.
In der Zulassungsstudie zum GLAT-Präparat entwickelten 15 Prozent der Teilnehmenden mindestens einmal direkt nach einer GLAT-Injektion eine den ganzen Körper betreffende (systemische) Reaktion mit Gefäßerweiterung, Brustschmerz, Atemnot oder Herzklopfen.
Teriflunomid wirkt immunsuppressiv. Es hemmt die Neubildung eines Enzyms, das für das schnelle Wachstum von Zellen (Zellproliferation) wichtig ist, und zwar besonders bei den Lymphozyten. Diese weißen Blutkörperchen sind an den krankhaften Immunreaktionen bei Multipler Sklerose beteiligt.
Menschen mit MS nehmen Teriflunomid einmal täglich als Tablette ein.
MS-Patientinnen mit Kinderwunsch sollten mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin eine alternative Behandlung suchen. Teriflunomid kann dem ungeborenen Kind schaden und Mutationen in der Kindesentwicklung begünstigen. Daher ist ein ärztliches Gespräch über Alternativen ratsam. Bei versehentlicher Einnahme während der Schwangerschaft ist eine Kontrolluntersuchung empfehlenswert.
Sehr häufig löst Teriflunomid einen Anstieg bestimmter Leberwerte (Transaminasen), Kopfschmerzen, dünneres Haar, Durchfall und Übelkeit aus.
Typische Effekte einer Teriflunomid-Therapie sind eine Abnahme der weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen. Darüber hinaus treten weitere Veränderungen im Blutbild als häufige Nebenwirkungen auf (Mangel an Neutrophilen, Blutarmut). Ebenfalls häufig kommt es zu Infektionen, etwa der oberen Atemwege, oder zu Lippenherpes.
Gelegentlich entwickeln sich unter Teriflunomid auch Störungen peripherer Nerven (periphere Neuropathien), zum Beispiel das Karpaltunnelsyndrom.
Dimethylfumarat (DMF) wirkt immunmodulierend und hemmt Entzündungen. Seine genaue Wirkweise ist noch nicht vollständig geklärt. Bekannt ist bislang, dass Dimethylfumarat unter anderem die Bildung entzündungsfördernder Stoffe (Zytokine) reduziert. Möglicherweise wirkt es auch schützend auf Nervenzellen und Myelinscheiden.
Der Wirkstoff wird zweimal täglich als Kapsel eingenommen.
Die Therapie mit Dimethylfumarat ist in der Schwangerschaft nicht empfohlen. Das Medikament sollte möglichst zu Beginn der Schwangerschaft abgesetzt und die Therapie angepasst werden. Hierfür ist ein ausführliches ärztliches Beratungsgespräch ratsam.
Am häufigsten verursacht die Einnahme von DMF Juckreiz, Hitzegefühl oder einen sogenannten Flush (anfallsartig auftretende Hautrötung mit Hitzegefühl), Magen-Darm-Beschwerden (wie Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen) und einen Mangel an Lymphozyten (Lymphopenie). Die Verringerung dieser wichtigen Immunzellen macht Betroffene anfälliger für Infektionen.
Ganz selten handelt es sich dabei um eine sogenannte Progressive Multifokale Leukenzephalopathie (PML): Diese lebensbedrohliche Viruserkrankung des Gehirns wird durch das JC-Virus hervorgerufen und hat eine schlechte Prognose. Das Risiko, daran zu erkranken, besteht grundsätzlich bei gestörter Immunabwehr, die zum Beispiel durch Medikamente wie DMF oder Erkrankungen wie Krebs oder Aids ausgelöst wird.
Unter der Einnahme von Dimethylfumarat kommt es auch häufiger zu einer Gürtelrose. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für eine Proteinurie ? eine gesteigerte Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin.
Fingolimod ist ein sogenannter S1P-Rezeptor-Modulator: Es verringert die Anzahl der Lymphozyten im Blut, indem es einen speziellen Rezeptor (Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor) blockiert. In der Folge gelangen weniger Lymphozyten aus den Lymphknoten ins Blut und damit auch ins zentrale Nervensystem (ZNS), wo sie am Krankheitsgeschehen von Multipler Sklerose mitwirken.
Der Wirkstoff wird einmal täglich als Kapsel eingenommen.
Fingolimod ist während der Schwangerschaft nicht empfohlen. Bei versehentlicher Einnahme wird eine Kontrolluntersuchung empfohlen. Lassen Sie sich ärztlich beraten zu möglichen Behandlungsalternativen.
Aufgrund des beschriebenen Wirkmechanismus ist ein Mangel an Lymphozyten (Lymphopenie) ein typischer Therapie-Effekt.
Zu den schwersten Nebenwirkungen zählen Störungen der Reizleitung im Herz, die sich etwa als AV-Block äußern. Deshalb müssen Betroffene die erste Fingolimod-Kapsel unter EKG-Kontrolle einnehmen. Das gilt auch, wenn Betroffene nach einer mehr als einmonatigen Fingolimod-Anwendung die Einnahme für 14 Tage oder länger unterbrochen haben und sie jetzt wieder fortsetzen möchten.
Sehr häufig treten unter Fingolimod Grippe und Nasennebenhöhlen-Entzündungen auf, häufig entwickeln sich Bronchitis, Kleienpilzflechte (eine Form von Hautpilz) und Herpes-Infektionen. Manchmal wird auch eine Kryptokokkose (eine Pilz-Infektion) beobachtet, etwa eine Kryptokokken-bedingte Hirnhautentzündung (Meningitis).
Wie unter Dimethylfumarat gibt es auch unter Fingolimod einige wenige Fälle der vom JC-Virus verursachten Gehirnerkrankung PML (40 Fälle bis Ende August 2020 bei mehr als 307.000 mit Fingolimod behandelten MS-Patienten).
Als schwerwiegende, aber nur gelegentlich auftretende Nebenwirkung von Fingolimod gilt das Makulaödem. Diese Augenerkrankung führt unbehandelt unter Umständen zur Erblindung.
Ein weiterer unerwünschter Effekt der Fingolimod-Therapie ist das erhöhte Risiko für bestimmte Krebsarten: Beispielsweise entwickeln sich unter Fingolimod häufig Basalzell-Karzinome, eine Form von weißem Hautkrebs, und gelegentlich Schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom).
Eine häufige Nebenwirkung ist auch der Anstieg der Leber-Enzyme ? manchmal als Anzeichen einer relevanten Leberschädigung.
Darüber hinaus entwickelten sich unter Fingolimod einzelne Fälle eines neurologischen Krankheitsbilds mit Hirnschwellung (posteriores reversibles Enzephalopathie-Syndrom), eines Krankheitsbilds mit unkontrolliert überschießender Immunreaktion (Hämophagozytisches Syndrom) und von atypischen Multiple-Sklerose-Verläufen.
Wie Fingolimod ist Siponimod ein Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor-Modulator (S1P-Rezeptor-Modulator), der eine Zulassung für die Behandlung der aktiven sekundär progredienten MS erhalten hat.
Siponimod wird täglich in Tablettenform eingenommen.
Vor Therapiebeginn ist eine genetische Untersuchung der Betroffenen nötig. Dabei werden genetische Faktoren analysiert, welche die Verstoffwechslung des Wirkstoffes im Körper beeinflussen. Anhand des Ergebnisses wird entschieden, wie Siponimod dosiert beziehungsweise ob es überhaupt eingesetzt werden darf.
Sie unterscheiden sich bei Siponimod nicht wesentlich von den Nebenwirkungen bei Fingolimod (zum Beispiel kardiale Nebenwirkungen wie AV-Block, Makulaödem, potenziell erhöhtes Infektionsrisiko).
Ozanimod ist ein weiterer S1P-Rezeptor-Modulator, der in der MS-Therapie eingesetzt wird. Das Medikament wird einmal täglich als Kapsel eingenommen.
Auch hier unterscheiden sich die Nebenwirkungen kaum von denen der anderen S1P-Rezeptor-Modulatoren. Bestimmte unerwünschte Effekte kommen unter Ozanimod allerdings seltener vor. Neben krankhaft erhöhten Leberenzymen zählen dazu beispielsweise auch AV-Blockierungen. Deshalb ist es bei Ozanimod ? im Unterschied zu Fingolimod ? nur bei MS-Patienten mit bestimmten Herz-Erkrankungen notwendig, die erste Einnahme des Medikamentes ärztlich zu überwachen.
In der EU wurde im Mai 2021 einem vierten S1P-Rezeptor-Modulator die Zulassung für die Therapie bei schubförmiger MS erteilt: Ponesimod. Er wird, wie die anderen Vertreter dieser Wirkstoffklasse, einmal täglich eingenommen.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Infektionen der oberen Atemwege, erhöhte Leberenzyme und Bluthochdruck. Weitere unerwünschte Effekte sind zum Beispiel Harnwegsinfekte und Kurzatmigkeit (Dyspnoe).
Cladribin ist ein Immunsuppressivum, das ursprünglich zur Behandlung einer bestimmten Form von Blutkrebs (Haarzell-Leukämie) entwickelt und als Injektionslösung verabreicht wurde. Vor einigen Jahren wurde es dann auch für die Multiple-Sklerose-Therapie zugelassen. Über verschiedene Mechanismen sorgt der Wirkstoff hauptsächlich bei Lymphozyten für den Zelltod (Apoptose).
Die Cladribin-Therapie bei MS besteht aus zwei Therapie-Zyklen, die sich über zwei Jahre erstrecken. Pro Jahr sind zwei Kurzzeit-Einnahmephasen vorgesehen: In zwei aufeinanderfolgenden Monaten nehmen die Betroffenen an jeweils vier bis fünf Tagen ein bis zwei Cladribin-Tabletten ein.
Sehr häufig verursacht die Behandlung mit Cladribin-Tabletten einen Mangel an Lymphozyten (Lymphopenie). Häufig entwickelt sich eine verminderte Anzahl der Neutrophilen Granulozyten. Gürtelrose tritt ebenfalls gehäuft auf, besonders in Zusammenhang mit einem Lymphozytenmangel.
Auch schwere Infektionen traten in Studien bei Cladribin-behandelten MS-Patienten häufiger auf als bei Teilnehmern, die stattdessen ein Schein-Medikament (Placebo) erhielten. In Einzelfällen führten solche Infektionen zum Tod.
Darüber hinaus hat man in klinischen Studien und bei der langfristigen Nachbeobachtung von Betroffenen unter Cladribin-Therapie festgestellt, dass sich bei ihnen häufiger Krebs-Erkrankungen entwickeln.
Der gentechnisch hergestellte Antikörper Natalizumab blockiert besonders bei Lymphozyten ein spezielles Protein auf der Zelloberfläche. Dadurch sind die Immunzellen nicht mehr in der Lage, ins zentrale Nervensystem einzuwandern und dort die für Multiple Sklerose typischen Entzündungen auszulösen.
Üblicherweise wird Natalizumab alle vier Wochen als Infusion verabreicht.
Vor einer Behandlung mit Natalizumab muss sichergestellt werden, dass keine Schwangerschaft vorliegt. Nach einer strengen Risiko-Nutzen-Abwägung kann die Gabe vor und während einer Schwangerschaft in Erwägung gezogen werden. Hierfür ist jedoch ein ausführliches Beratungsgespräch mit dem behandelnden Arzt ratsam.
Sehr häufige Nebenwirkungen sind Harnwegsinfektionen, Nasen-Rachen-Entzündungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Fatigue (übermäßige Erschöpfung) und Gelenkschmerzen. Häufig entwickeln sich Nesselsucht (Urtikaria), Erbrechen und Fieber. Gelegentlich kommt es zu schweren allergischen Reaktionen auf das Medikament.
Besonders relevant ist das Risiko, dass sich unter Natalizumab eine Progressive Multifokale Leukenzephalopathie (PML) entwickelt. Bis Ende August 2020 wurden bereits mehr als 800 Fälle dieser gefährlichen Viruserkrankung des Gehirns bei Betroffenen unter Natalizumab-Gabe registriert. Deshalb wird der Einsatz dieses Wirkstoffes sorgfältig abgewogen und Betroffene müssen engmaschig überwacht werden.
Eine weitere seltene infektiöse Komplikation unter Natalizumab-Therapie sind Herpesvirus-assoziierte Infektionen.
Auch Ocrelizumab ist ein gentechnisch hergestellter Antikörper. Er zählt zu den sogenannten Anti-CD20-Antikörpern, da er an ein bestimmtes Oberflächen-Protein (CD20) von B-Lymphozyten bindet, was zu deren Auflösung führt. Die B-Lymphozyten sind an der Schädigung der Nervenhüllen (Myelinscheiden) und Nervenzell-Fortsätze bei Multipler Sklerose beteiligt.
Die Anwendung erfolgt in Form von Infusionen. Die Therapie beginnt mit zwei Infusionen zu je 300 mg Ocrelizumab im Abstand von 14 Tagen. Danach erhalten die MS-Erkrankten alle sechs Monate eine Infusion zu 600 mg.
Als häufigste Nebenwirkung treten Infusionsreaktionen auf (zum Beispiel Juckreiz, Ausschlag, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, leichter Blutdruck-Anstieg oder -Abfall). Sie fallen meist mild aus.
Es wurden einige wenige Fälle von Progressiver Multifokaler Leukenzephalopathie (PML) bei MS-Patienten beobachtet, die kurz zuvor auf Ocrelizumab umgestellt wurden. Die meisten davon wurden zuvor mit Natalizumab behandelt (siehe oben).
Grundsätzlich ist es wichtig, während einer Behandlung mit Anti-CD-20-Antikörpern auf Infektionen infolge einer gestörten Immunabwehr (opportunistische Infektionen) zu achten, ebenso wie auf die Reaktivierung von Hepatitis-B-Viren nach einer ausgeheilten Infektion.
Ofatumumab ist ein weiterer Anti-CD20-Antikörper. Menschen mit Multipler Sklerose injizieren sich den Wirkstoff selbst mit einem Fertig-Pen unter die Haut. Eingeleitet wird die Therapie mit drei Injektionen im Abstand von sieben Tagen. Nach einer einwöchigen Pause folgt die nächste Injektion und dann alle vier Wochen eine weitere.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Ofatumumab zählen Infektionen der oberen Atemwege, Harnwegsinfektionen, lokale Reaktionen an der Einstichstelle (Rötung, Schmerz, Juckreiz, Schwellung) und injektionsbedingte Reaktionen im gesamten Körper (Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Schüttelfrost, Müdigkeit).
Wie bei allen Anti-CD20-Antikörpern besteht allgemein das Risiko, dass opportunistische Infektionen auftreten oder eine ausgeheilte Hepatitis-B-Infektion wieder aufflammt.
Auch Rituximab ist ein Anti-CD20-Antikörper und wird manchmal in der Therapie von Multipler Sklerose eingesetzt. Allerdings ist er für dieses Anwendungsgebiet nicht offiziell zugelassen (weder in der EU noch in der Schweiz).
Vor jeder Rituximab-Gabe muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Tritt unter der Behandlung eine Schwangerschaft ein, muss das Neugeborene kurz nach der Entbindung intensiver als gewöhnlich untersucht werden. Besonderen Wert legt man hierbei auf das kindliche Blutbild. Ein ausführliches ärztliches Beratungsgespräch ist ratsam.
Alemtuzumab ist ein weiterer gentechnisch hergestellter Antikörper, der sich gegen ein bestimmtes Oberflächen-Protein (CD52) von Lymphozyten richtet. Indem er an dieses Protein bindet, setzt er die Auflösung der Immunzellen in Gang.
Der Wirkstoff wird als Infusion verabreicht ? im ersten Jahr an fünf aufeinanderfolgenden Tagen, und ein Jahr später an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Bei Bedarf ist es möglich, Alemtuzumab auch ein drittes und viertes Mal an drei aufeinanderfolgenden Tagen zu verabreichen, jeweils in einem Mindestabstand von 12 Monaten zur vorherigen Gabe. Insgesamt sind also maximal vier Therapie-Zyklen möglich.
Eine Schwangerschaft unter Alemtuzumab ist möglich. Sie sollte möglichst erst vier Monate nach Therapiebeginn mit Alemtuzumab eintreten. Nach der Entbindung werden die Kinder besonders gründlich untersucht, insbesondere das Blutbild ist hierbei von Bedeutung.
Sehr häufig ruft Alemtuzumab Reaktionen auf die Infusion hervor (Kopfschmerzen, Hautreaktionen, Fieber, Erbrechen), Infektionen (zum Beispiel mit Herpesviren) und autoimmune Schilddrüsenerkrankungen hervor. Als häufige Nebenwirkung tritt die idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP) auf, eine seltene Autoimmunerkrankung. Gelegentlich entwickeln Menschen mit Multipler Sklerose während der Therapie Störungen der weißen und roten Blutzellen. Selten kommt es zu autoimmunen Nierenerkrankungen.
Nach Bekanntwerden von neuen, teils schweren Nebenwirkungen hat man die Anwendung von Alemtuzumab eingeschränkt und mit bestimmten Vorsichtsmaßnahmen verknüpft. Zu diesen Nebenwirkungen zählen neue immunvermittelte Krankheiten (wie Autoimmun-Hepatitis, Hämophilie A) sowie akute Herz-Kreislauf-Nebenwirkungen (wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenblutung), die bislang vor allem ein bis drei Tage nach einer Alemtuzumab-Infusion aufgetreten sind.
Azathioprin: Dieses Immunsuppressivum ist für die Behandlung verschiedener Erkrankungen zugelassen ? in der EU (aber nicht in der Schweiz) unter anderem auch für die Behandlung von MS. Es sollte wegen der schlechten Studienlage aber nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden ? wenn MS-Betroffene etwa zusätzlich an einer Erkrankung leiden, die sich mit Azathioprin gut behandeln lässt (zum Beispiel Morbus Crohn).
Mitoxantron: Dieser unter anderem immunsuppressiv wirkende Arzneistoff ist in der EU und der Schweiz für die Behandlung von Multipler Sklerose zugelassen. Zu den Nebenwirkungen zählen Herzschädigungen und ein erhöhtes Risiko für Blutkrebs (Leukämie). Wegen dieser schwerwiegenden Nebenwirkungen und aufgrund der schlechten Studienlage zu Mitoxantron soll es laut den aktuellen medizinischen Leitlinien nicht mehr zur MS-Therapie eingesetzt werden.
Methotrexat: Der Wirkstoff kommt in niedriger Dosierung als Entzündungshemmer und Immunsuppressivum bei verschiedenen Erkrankungen zur Anwendung. Für die MS-Therapie besitzt er allerdings keine Zulassung. Manchmal setzt man Methotrexat aber trotzdem bei MS ein. Empfohlen wird dies wegen der nicht ausreichend belegten Wirksamkeit und der fehlenden Zulassung aber ausschließlich bei Menschen, die nicht nur von MS betroffen sind, sondern auch an einer Erkrankung leiden, die eine Behandlung mit Methotrexat erfordert.
Cyclophosphamid: Auch dieser immunsuppressive Wirkstoff wird in seltenen Fällen bei MS eingesetzt, obwohl er keine Zulassung dafür besitzt und seine Wirksamkeit bei Multiple Sklerose nicht ausreichend belegt ist. Es gilt deshalb das Gleiche wie für Methotrexat: Cyclophosphamid sollte nur Betroffenen verabreicht werden, die eine zweite Erkrankung haben, die eine Behandlung mit diesem Wirkstoff erfordert.
Zur Behandlung einer primär progredienten Multiplen Sklerose ist bislang nur ein einziges Medikament zugelassen ? Ocrelizumab. Laut aktueller Leitlinie kann gegebenenfalls auch Rituximab eingesetzt werden, auch wenn es keine Zulassung für Multiple Sklerose besitzt (Off-Label-Anwendung, das heißt außerhalb seiner Zulassung).
Bei älteren Menschen sinkt die Wirksamkeit dieser beiden Anti-CD20-Antikörper, während die Häufigkeit von Komplikationen ansteigt. Der medizinischen Leitlinie zufolge ist es daher wichtig, die Anwendung von Ocrelizumab beziehungsweise Rituximab bei PPMS-Betroffenen ab dem 50. Lebensjahr sehr sorgfältig abzuwägen ? vor allem dann, wenn sich im MRT keine entzündliche Aktivität im zentralen Nervensystem erkennen lässt.
Im Einzelfall ist allerdings eine entsprechende Immuntherapie auch in dieser Altersgruppe vertretbar (begrenzt auf zwei Jahre), wenn bei den Betroffenen der Grad der Behinderung rasch zunimmt und der Verlust der Selbstständigkeit droht.
Wirksame Immuntherapeutika gibt es derzeit nur für die aktive SPMS ? also für eine sekundär progrediente MS mit Schüben oder neuen entzündlichen Nervenschädigungen im MRT. Für Betroffene kommen laut Leitlinie Siponimod, Beta-Interferone, Cladribin und die Anti-CD20-Antikörper Ocrelizumab und Rituximab in Betracht. Argumente für eine Immuntherapie mit diesen Wirkstoffen sind zum Beispiel junges Lebensalter, kurze Krankheitsdauer und geringer Grad der Behinderung.
Nur in Ausnahmefällen sollte bei aktiver SPMS Mitoxantron verordnet werden, weil der Wirkstoff zum Teil erhebliche Nebenwirkungen verursacht (siehe oben).
Bei Menschen mit nicht aktiver SPMS, die aktuell nicht behandelt werden, ist grundsätzlich keine Immuntherapie vorgesehen. Nur wenn die Behinderung rasch zunimmt und der Verlust der Selbstständigkeit droht, ist im Einzelfall eine Behandlung mit einem der Anti-CD20-Antikörper möglich, zunächst begrenzt auf zwei Jahre. Es fehlt zwar der Nachweis, dass eine solche Behandlung in diesem Fall hilft, aber eine andere Therapie-Option gibt es bislang nicht.
Menschen, die erstmals einen Schub mit Symptomen einer Multiplen Sklerose erleben, ohne dass alle Diagnosekriterien für MS erfüllt sind, sollten eine Immuntherapie erhalten. Für die Behandlung eines solchen klinisch isolierten Syndroms (KIS) sind bislang allerdings nur einige Beta-Interferone und Glatirameracetat zugelassen.
Gegebenenfalls ist es aber auch möglich, mit einer Immuntherapie bei KIS noch abzuwarten, wenn von einem eher milden Verlauf auszugehen ist (beispielsweise, weil die Schub-Symptome nur leicht ausgeprägt sind). In diesem Fall werden die Betroffenen lediglich engmaschig überwacht, um den Verlauf der Erkrankung zu beobachten.
Wie lange eine Immuntherapie bei Multipler Sklerose notwendig ist und wann es sinnvoll ist, diese zu beenden, wurde bislang noch nicht ausreichend in Studien untersucht. Experten gehen aber davon aus, dass mit zunehmendem Alter beziehungsweise Dauer der Erkrankung die entzündliche Aktivität der Krankheit eher abnimmt. Der Effekt einer Immuntherapie verkleinert sich dadurch. Zudem ist das Risiko für Nebenwirkungen bei vielen Immuntherapeutika umso höher, je älter der Betroffene ist.
Deshalb sollte der Arzt und Betroffene nach einer gewissen Zeit gemeinsam entscheiden, ob sie die Immuntherapie versuchsweise unterbrechen möchten.
Eine solche Therapiepause ist zum Beispiel nach mindestens fünfjähriger Gabe von Beta-Interferonen oder Glatirameracetat denkbar, wenn die Betroffenen vor Beginn der Immuntherapie nur eine geringe Krankheitsaktivität (zum Beispiel wenig Schübe, geringe entzündliche Aktivität im MRT) zeigten und es während der Therapie zu keiner Krankheitsaktivität kam. Für einige andere Immuntherapeutika wie Natalizumab, Fingolimod oder Ocrelizumab gibt es keine Studien zu dieser Fragestellung.
Eine von vornherein zeitlich begrenzte Therapiedauer gibt es bei Alemtuzumab (maximal vier Zyklen) und Cladribin (maximal zwei Zyklen). Wenn Betroffene nach Ende einer solchen Behandlung keine Krankheitsaktivität zeigen, sollten zunächst auch keine anderen Immuntherapeutika verordnet werden. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind jedoch empfehlenswert.
Schon vor einigen Jahrzehnten hatten Forschende die Idee, dass sich die Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose möglicherweise durch einen ?Neustart? des Immunsystems behandeln lässt, und zwar mit einer autologen Stammzelltherapie (autologe hämatopoetische Stammzelltransplantation, aHSCT). Vereinfacht ausgedrückt funktioniert die Therapie wie folgt:
Man gewinnt Blut-Stammzellen aus dem Körper des Betroffenen ? also Stammzellen, welche die verschiedenen Blutzellen hervorbringen. Dann wird das Immunsystem medikamentös zerstört, etwa mit Medikamenten, die zur Chemotherapie bei Krebs zum Einsatz kommen. Anschließend bekommt der Betroffene seine zuvor entnommenen Stammzellen über eine Infusion wieder zurück. Diese bauen dann ein neues blutbildendes System auf ? und damit auch ein neues zelluläres Immunsystem.
Die aHSCT soll vor allem bei schubförmig verlaufender Multiple Sklerose mit hoher Krankheitsaktivität von Nutzen sein. Derzeit laufen weltweit mehrere Studien zur autologen Stammzelltransplantation bei MS, unter anderem in Deutschland.
In Deutschland, Österreich und einigen anderen EU-Ländern ist die aHSCT derzeit nicht zur Behandlung von MS zugelassen, in einzelnen anderen Ländern aber schon (zum Beispiel in Schweden). In der Schweiz erhielt die aHSCT im Jahr 2018 eine Zulassung für die MS-Therapie unter bestimmten Auflagen.
Bei Multipler Sklerose ist allgemein eine ausgewogene Ernährung ratsam. Für einen positiven Effekt bestimmter Ernährungsformen gibt es bislang allerdings keine gesicherten Belege. Faktoren wie Übergewicht und Rauchen beeinflussen den Krankheitsverlauf unter Umständen negativ. Daher ist es ratsam, auf ein gesundes Körpergewicht zu achten und möglichst auf Nikotin zu verzichten.
Liegt ein nachgewiesener Mangel an Vitamin D vor, ist es sinnvoll diesen auszugleichen, zum Beispiel mit einem Vitamin-D-Präparat. Die Einnahme eines solchen Nahrungsergänzungsmittels kommt auch in Betracht, wenn kein Vitamin-D-Mangel besteht. Dabei sollte Betroffenen aber klar sein, dass für eine Vitamin-D-Zufuhr bislang kein positiver Einfluss auf den Multiple-Sklerose-Verlauf nachgewiesen wurde.
Von extrem hoch dosierten Vitamin-D-Präparaten (Vitamin-D-Ultra-Hochdosistherapie) raten Expertinnen und Experten wegen nicht auszuschließender Gesundheitsrisiken ab.
Multiple Sklerose ruft vielfältige Symptome hervor. Gezielte Maßnahmen helfen, diese Beschwerden zu lindern und so die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die symptomatische Therapie ist daher ein unverzichtbarer Teil in der Behandlung von Multipler Sklerose. Sie umfasst neben medikamentösen vor allem auch nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie oder Psychotherapie.
Wie der Alltag trotz körperlicher Einschränkungen gestaltet und die Lebensqualität verbessert werden kann, lesen Sie im Artikel zum Leben mit Multiple Sklerose.
Die Behandlung mithilfe von Physiotherapie hilft ? dank ihrem breiten Spektrum an Techniken und Methoden ? gegen verschiedene MS-Symptome:
Spastiken ? also krankhaft angespannte, steife, verkrampfte Muskeln, die oft auch schmerzen ? sind ein häufiges Symptom von MS. Durch eine regelmäßige Physiotherapie lassen sich Spastiken und ihre Folgen lindern.
Auch Menschen, die aufgrund der MS an beeinträchtigenden Störungen der Koordination ihrer Bewegungen (Ataxien) leiden, profitieren von einer regelmäßigen Physiotherapie. Ziel dabei ist, die Koordination zu fördern.
Verursacht die Multiple Sklerose Störungen der Darmfunktion (chronische Verstopfung und/oder Stuhlinkontinenz), kommt neben anderen nicht-medikamentösen Methoden ebenfalls eine Physiotherapie inklusive Beckenbodentraining in Frage.
Oft ist es sinnvoll, wenn Menschen mit MS die verschiedenen Übungen, die sie mit ihrem Physiotherapeuten trainieren, auch zu Hause regelmäßig durchführen (zum Beispiel das Beckenbodentraining oder Übungen gegen muskuläre Verkrampfungen). Der Therapeut oder die Therapeutin gibt entsprechende Anleitungen für das selbstständige Training mit.
Die Ergotherapie soll erreichen, dass Menschen mit Multipler Sklerose ihren Alltag ohne fremde Hilfe bewältigen und möglichst lange unabhängig bleiben. Alle Übungen orientieren sich dabei an den Bedürfnissen der Betroffenen im Alltag.
Beispielsweise empfiehlt sich eine Ergotherapie bei gestörter Koordination der Bewegung (Ataxie) und unwillkürlichem, rhythmischem Zittern (Tremor). Betroffene üben unter therapeutischer Anleitung unter anderem normale, energiesparende Bewegungen ein und trainieren gezieltes Greifen nach Gegenständen. Bei einem bestehenden Handicap lernen sie außerdem, damit umzugehen und auf ?Ersatz-Bewegungen? auszuweichen.
Bei Bedarf erprobt und trainiert man in der Ergotherapie mit den Erkrankten auch den Umgang mit Hilfsmitteln wie Rollator oder Handgelenksgewichten.
Die Ergotherapie macht die Beeinträchtigungen von Körper und Gehirn meist nicht rückgängig. Sie hilft aber den Betroffenen, möglichst lange selbstständig zu bleiben. Dafür brauchen Menschen mit MS Geduld und müssen üben ? mit und ohne therapeutische Begleitung.
Bei verschiedenen Symptomen können auch Medikamente zur Behandlung der Multiplen Sklerose eingesetzt werden ? meist begleitend zu nicht-medikamentösen Maßnahmen. Einige Beispiele:
Während die symptomatische Therapie auf die Verbesserung einzelner Multiple-Sklerose-Symptome abzielt, geht es bei einer Rehabilitation um mehr ? nämlich darum, dass die Betroffenen insgesamt wieder besser am täglichen Leben teilhaben, trotz MS.
Deswegen wird von ärztlicher oder therapeutischer Seite versucht, bestehende Beeinträchtigungen bei Alltagsaktivitäten (beispielsweise beim Gehen, Anziehen oder bei der Körperhygiene) zu beseitigen oder zumindest zu verbessern.
Zudem gilt es, drohende Beeinträchtigungen zu vermeiden, etwa auch im Beruf. Außerdem zielt die Rehabilitation bei Multipler Sklerose darauf ab, die Selbstständigkeit und Mobilität der Betroffenen zu fördern und ihre soziale Einbindung in Familie, soziales Umfeld und Beruf zu erhalten beziehungsweise zu verbessern.
Demnach sollten Menschen mit MS in folgenden Situationen eine Rehabilitation angeboten bekommen:
Um diese Ziele zu erreichen, braucht es eine mehrwöchige und multimodale Rehabilitation. ?Multimodal? bedeutet, dass sich das Reha-Programm aus unterschiedlichen Bausteinen zusammensetzt ? individuell angepasst an die einzelnen Betroffenen. Häufige Bausteine der MS-Rehabilitation sind zum Beispiel:
Grundsätzlich ist eine MS-Rehabilitation ambulant oder stationär in entsprechenden Reha-Einrichtungen möglich. Das Ausmaß der bestehenden Beeinträchtigungen und die individuellen Reha-Ziele sind im Einzelfall entscheidend.
Für Menschen, die noch ausreichend mobil sind und nur geringe funktionelle Einschränkungen haben, kommt eine regelmäßige ambulante funktionelle Therapie in Frage. Dagegen ist bei Betroffenen mit mittelschwerer bis schwerer Beeinträchtigung durch die Multiple Sklerose eine stationäre Rehabilitation vor allem bei einer eingeschränkten Mobilität ratsam.
Manchmal ist auch eine Behandlung in einer Fachklinik für Multiple Sklerose sinnvoll, wo zusätzlich eine intensive multimodale Therapie möglich ist (MS-Komplex-Behandlung). Das ist der Fall bei komplexen Beschwerdebildern oder Begleiterkrankungen, die zeitnah medizinisch abgeklärt werden müssen oder weitergehende medizinische Behandlungsmaßnahmen erfordern.
Komplementäre und alternative Therapien sind keine klar und allgemeingültig definierten Begriffe. Im Allgemeinen werden sie als Ergänzung (komplementäre Verfahren) beziehungsweise Alternative (alternative Verfahren) zur konventionellen (schulmedizinischen) Behandlung einer Erkrankung betrachtet.
Komplementäre und alternative Methoden wecken oft besonderes Interesse bei Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose. Homöopathie, Pflanzenheilkunde (Phytotherapie), Akupunktur ? in diese und andere Verfahren setzen viele Menschen große Hoffnung.
Die Wirksamkeit von komplementären und alternativen Heilmethoden (generell oder bei MS) ist in der Regel nicht wissenschaftlich belegt. Bei manchen Methoden können auch Risiken bestehen.
Menschen mit Multipler Sklerose sollten deshalb immer zuerst mit ihrem behandelnden Arzt sprechen, wenn sie ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung zusätzlich komplementäre Heilmethoden anwenden wollen. Eine schulmedizinisch notwendige Behandlung der Multiplen Sklerose durch alternative Therapien zu ersetzen, ist nicht ratsam.
In der folgenden Tabelle ist eine Auswahl alternativer und komplementärer Verfahren aufgeführt, die bei Multiple Sklerose Anwendung finden:
Methode
Beurteilung
Akupunktur
Sehr oft ergänzend (komplementär) zur MS-Therapie eingesetzt. Der Versuch, damit beispielsweise Schmerzen zu lindern, kann sinnvoll sein.
Akupressur
Hier gilt das Gleiche wie für die Akupunktur.
Amalgam-Entfernung
Das aus den Füllungen austretende Quecksilber soll angeblich an der MS-Entstehung beteiligt sein. Der wissenschaftliche Nachweis dafür fehlt.
Bienengift-Therapie (Api-Therapie)
Bienengift soll entzündungshemmende Prozesse im Körper anstoßen. Der wissenschaftliche Nachweis einer Wirksamkeit bei MS fehlt aber. Zudem besteht das Risiko schwerer allergischer Reaktionen. Gilt daher als gefährlich und nicht ratsam!
Enzymkombinationen / Enzym-Therapie
Sollen krankheitsauslösende Immun-Komplexe abbauen. Eine großangelegte Studie konnte aber keine Wirksamkeit bei MS nachweisen.
Frischzellen-Therapie
Risiko schwerer Allergien (bis hin zu Kreislaufversagen) sowie Infektionsrisiko. Gilt daher als gefährlich und nicht ratsam!
Homöopathie
Manchen Betroffenen zufolge bessern sich damit MS-Symptome wie Schwindel, Blasen- und Stuhlgangsbeschwerden, Konzentrationsprobleme, mangelnde Belastbarkeit sowie das Allgemeinbefinden.
Immunaugmentation (Verstärkung der Immun-Reaktion)
Birgt ein Infektions- und Allergierisiko und die Gefahr, dass sich die MS verschlechtert. Ist gefährlich und nicht ratsam!
Intrathekale Stammzell-Therapie
Injektion körpereigener Stammzellen in den Rückenmarkskanal. Birgt das Risiko schwerer bis tödlicher Nebenwirkungen. Ist gefährlich und nicht ratsam!
Schlangengift
Birgt das Risiko schwerer Allergien. Gilt als gefährlich und ist nicht ratsam!
Schweinehirn-Implantation in die Bauchdecke
Kann die MS verschlechtern, schwere allergische Reaktionen hervorrufen und zum Tod führen. Ist gefährlich und nicht ratsam!
Tai-Chi
Die langsam und bewusst ausgeführten Übungen können sich positiv auf manche MS-Symptome auswirken, z.B. auf eine gestörte Bewegungskoordination (Ataxie).
Qigong
Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Die Übungen wirken stresslindernd und entspannend, was die MS-Therapie unterstützen kann.
Sauerstoff-Überdruck-Therapie (hyperbarer Sauerstoff)
Soll das Fortschreiten von MS aufhalten, was aber in Studien nicht bewiesen werden konnte.
Weihrauch
Entzündungshemmende Wirkung. Gute Ergebnisse etwa bei entzündlichen Darm-Erkrankungen Darmerkrankungen und rheumatoider Arthritis. Aber zur Wirksamkeit bei MS gibt es keine Studien.
Yoga
Die verschiedenen Übungen (etwa zur Bewegung, Koordination, Entspannung) können sich positiv auf Symptome wie Spastik und Fatigue auswirken.
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Multiple Sklerose wird auch als „Krankheit mit den 1.000 Gesichtern“ bezeichnet: Die Symptome sind individuell verschieden, unterscheiden sich aber nicht wesentlich bei Frauen und Männern. Die ersten Multiple-Sklerose-Symptome sind meist Sehstörungen und motorische Störungen. Ärzte deuten diese Symptome oft erst im Nachhinein als Anzeichen von MS. Lesen Sie hier mehr über Frühsymptome, typische, seltene und psychische Symptome der Multiplen Sklerose.