Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin
Julia Kerkhoff, Studentin der Humanmedizin
Was hilft gegen Migräne?
- Soforthilfe und allgemeine Tipps
- Medikamente
- Vorbeugung
- Hausmittel
- Ernährung
- Alternative Heilmethoden
- Nicht-medikamentöse Maßnahmen
Kurzübersicht- Allgemeine Tipps: Es ist sinnvoll, die individuellen Auslöser (Trigger) einer Migräne zu kennen und Perfektionismus zu vermeiden, sich im Akutfall zurückzuziehen und frühzeitig Schmerzmittel einzunehmen.
- Medikamente: Allgemeine Schmerzmittel, Mittel gegen Übelkeit, Triptane gegen die Migräne selbst oder Steroide; zusätzlich gibt es weitere Medikamente, die bei Migräne eingesetzt werden können.
- Vorbeugung: Zur Migräne-Prophylaxe stehen pflanzliche, medikamentöse und Nahrungsergänzungsmittel zur Verfügung.
- Hausmittel: Hausmittel habe zwar ihre Grenzen, trotzdem können Pfefferminzöl, Wärme- und Kälteanwendungen, Massage sowie verschiedene Teesorten hilfreich sein.
- Ernährung: Eine allgemeingültige Migränediät gibt es nicht. Einzelne Lebensmittel bei Migräne zu meiden, kann sich bei manchen Patienten jedoch positiv auswirken auf die Symptome.
- Alternative Heilmethoden: Alternativ werden auch Akupunktur, Akupressur, Homöopathie und Schüssler-Salze gegen Migräne eingesetzt. Die Wirksamkeit einiger dieser Methoden sind wissenschaftlich allerdings nicht belegt.
- Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Beratung, Sport, Entspannung, Biofeedback und kognitive Verhaltenstherapie eignen sich bei einigen Betroffenen zur nicht-medikamentösen Behandlung der Migräne.
Was hilft sofort gegen Migräne?
Was sofort gegen Migräne hilft, hängt vom Migränetyp und von individuellen Faktoren ab. Aus diesem Grund gibt es für die Soforthilfe bei Migräne auch kein ?Patentrezept?. Den meisten Patientinnen und Patienten bieten aber Medikamente wie Schmerzmittel oder Triptane schnelle Hilfe bei Migräne.
Zur Verfügung stehen bei der Behandlung der Migräne nicht nur Medikamente, sondern auch nicht-medikamentöse Verfahren. Mithilfe dieser Methoden lässt sich die Migräne zwar nicht heilen, aber zumindest gut in den Griff bekommen.
Allgemeine Tipps
Meiden Sie Auslöser: Was können Sie tun, damit es gar nicht erst zu einer Migräne-Attacke kommt? Die klare Antwort lautet: Meiden Sie möglichst alle Faktoren, von denen Sie wissen, dass Sie Ihnen eine Migräne bescheren können. Diese sogenannten ?Trigger? können bestimmte Nahrungsmittel, ausgelassene Mahlzeiten, Saunabesuche und/oder Hektik und Stress im Alltag sein. Einen guten Überblick erhalten Sie, wenn Sie ein Migräne-Tagebuch führen.
Seien Sie kein Perfektionist: Sich an Pläne, Prinzipien und eigene Erwartungen (an sich und andere) zu halten, ist gut ? sofern man es nicht übertreibt. Wenn Sie allzu rigide durchs Leben gehen, kann das Stress für Ihren Kopf bedeuten und Migräne-Anfälle begünstigen.
Ziehen Sie sich im Akutfall zurück: Während einer akuten Attacke sollten Sie sich möglichst in einen abgedunkelten Raum zurückziehen, Geräuschquellen wie Fernsehen oder Radio ausschalten und sich hinlegen.
Nehmen Sie Schmerzmittel zum richtigen Zeitpunkt: Greifen Sie am besten schon bei den ersten Vorboten eines Migräne-Anfalls zu einem geeigneten Schmerzmittel. Dann lässt er sich manchmal noch stoppen, denn Schmerzmittel wirken besser bei frühzeitiger Einnahme.
Achten Sie darauf, Kopfschmerz- bzw. Migräne-Medikamente nicht zu häufig einzunehmen, weil diese selbst zum Schmerzauslöser werden können (medikamenteninduzierter Kopfschmerz).
Migräne: Medikamente
Migräne geht mit einer Vielzahl von Symptomen einher. Diese lassen sich mit verschiedenen Migräne-Medikamenten behandeln. Gegen die Schmerzen selbst werden herkömmliche Schmerzmittel (Analgetika) wie Ibuprofen und Paracetamol oder ? bei stärkeren Beschwerden ? spezielle Migräne-Medikamente (Triptane) empfohlen.
Manche dieser Medikamente sind verschreibungspflichtig, andere erhält man rezeptfrei in der Apotheke. Aber auch wenn Ihnen rezeptfreie Medikamente helfen, sollten Sie sich vorher von einem Arzt bei der Auswahl und Dosierung beraten lassen.
Medikamente können keine Migräne heilen ? ebenso wenig wie nicht-medikamentöse Maßnahmen. Beides kann aber wesentlich dazu beitragen, dass die Migräne-Anfälle seltener auftreten und weniger starke Beschwerden verursachen.
Antiemetika gegen Übelkeit und Erbrechen bei Migräne
Geht ein Migräne-Anfall mit Übelkeit und/oder Erbrechen einher, sollten Betroffene als Erstes zu einem Antiemetikum greifen: entweder Metoclopramid oder Domperidon. Beide Wirkstoffe sind als Tabletten verfügbar. Begleitet heftiges Erbrechen die Migräne, garantieren Zäpfchen mit Metoclopramid, dass der Wirkstoff auch tatsächlich in den Körper gelangt.
Antiemetika wirken nicht nur gegen Übelkeit und Erbrechen, sondern verstärken auch die Wirkung von anschließend eingenommenen Schmerzmitteln!
Mutterkornalkaloide (Ergotamine)
Eine weitere Medikamentengruppe, die bei Migräne helfen kann, sind die sogenannten Mutterkornalkaloide (Ergotamine). Weil sie schlechter ? aber länger ? wirksam sind als Analgetika und Triptane und zudem vermehrt Nebenwirkungen auslösen, werden sie nur in Ausnahmefällen zur Behandlung akuter Migräne-Attacken empfohlen, etwa bei besonders lange anhaltenden Migränebeschwerden. Hier kann die längere Wirkdauer der Ergotamine also von Vorteil sein.
Kortison bei langanhaltenden Migräne-Attacken
Kortikosteroide (umgangssprachlich: Kortison oder Cortison) werden bei einer länger als 72 Stunden anhaltenden Migräne-Attacke verabreicht: Bei einem solchen ?Status migraenosus? erhalten Betroffene eine einmalige Dosis Prednison oder Dexamethason. Studien zufolge können Kortikosteroide die Kopfschmerzen verringern und Wiederkehrkopfschmerzen reduzieren.
Cannabis gegen Migräne
Oft wird auch eine Wirksamkeit von Cannabis gegen Migräne angeführt. Entsprechende Hinweise liefert eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2019, bei der die Daten einer medizinischen Cannabis-App ausgewertet wurden. Es handelte sich dabei um die Angaben von Kopfschmerz- und Migränepatienten zu Symptomen vor und nach der Anwendung verschiedener Dosierungen und Sorten.
Der Datenauswertung zufolge kann inhaliertes Cannabis bei Migräne und Kopfschmerzen den Schweregrad der Beschwerden deutlich verringern. Allerdings steigerten die Patienten mit der Zeit die Dosierung ? das könnte ein Hinweis auf eine mögliche Toleranzentwicklung sein, die dazu führt, dass für eine Schmerzlinderung eine immer höhere Dosis Cannabis nötig ist.
Eine weitere aktuelle Studie ergab außerdem einen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Cannabis und dem Auftreten von medikamenteninduziertem Kopfschmerz: Patienten mit chronischer Migräne, die Cannabis konsumierten, entwickelten häufiger einen durch den Übergebrauch von Schmerzmitteln ausgelösten Kopfschmerz als Migränepatienten, die auf Cannabis verzichteten.
Migräne: Vorbeugung
Viele Betroffene schaffen es, mit nicht-medikamentösen Maßnahmen ? wie Sport, Entspannungsverfahren oder Biofeedback ? Migräne-Attacken vorzubeugen. Manchmal ist es dennoch sinnvoll, zusätzlich Medikamente zur Vorbeugung einzunehmen.
Eine medikamentöse Migräne-Prophylaxe kommt in Betracht, wenn die Betroffenen sehr unter der Migräne leiden, in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind und wenn die Gefahr eines übermäßigen Medikamentengebrauchs (ASS, Triptane etc.) besteht.
Arzt und Patient entscheiden in einem gemeinsamen Gespräch im Vorfeld, welches Medikament zur Migräne-Vorbeugung am sinnvollsten ist. Kriterien sind dabei unter anderem die Wirksamkeit verschiedener Arzneistoffe, die Nebenwirkungen sowie individuelle Faktoren wie Häufigkeit der Migräne-Anfälle, Begleiterkrankungen und persönliche Lebensumstände (z. B. Arbeit im Schichtdienst).
Medikamente zur Vorbeugung
Zur Vorbeugung stehen verschiedene Wirkstoffe zur Auswahl. Sie wurden ursprünglich für andere Anwendungsgebiete entwickelt, später zum Teil aber auch für die Migräne-Prophylaxe zugelassen. Bei den folgenden Medikamenten ist die Wirksamkeit sehr gut belegt:
- Propranolol, Metoprolol, Bisoprolol: Sie zählen zur Gruppe der Betablocker und senken den Blutdruck.
- Flunarizin: Dieser sogenannte Kalzium-Antagonist (Kalziumkanal-Antagonist) wird nicht nur als vorbeugendes Mittel gegen Migräne, sondern auch gegen Schwindel eingesetzt.
- Valproinsäure, Topiramat: Beides sind Mittel gegen Krampfanfälle (Antikonvulsiva). Topiramat ist zudem für die Vorbeugung von Migräne-Anfällen zugelassen, während Valproinsäure ?off-label? (also ohne Zulassung für die Indikation der Migräne-Prophylaxe) verwendet wird. (Frauen im gebärfähigen Alter müssen bei der Anwendung sicher verhüten, weil das Mittel Fehlbildungen beim Ungeborenen verursachen kann.)
- Amitriptylin: Dabei handelt es sich um ein trizyklisches Antidepressivum. Neben Depressionen und Nervenschmerzen zählt auch Migräne zu seinen Anwendungsgebieten.
- Onabotulinumtoxin A: Manche Menschen leiden nahezu ständig unter Migränebeschwerden. Injektionen mit Onabotulinumtoxin A (OnaBTX-A) helfen in diesen Fällen oft. Diese Form von Botox kann bei chronischer Migräne vorbeugend wirken.
Die vorbeugende Wirksamkeit von Propranolol, Metoprolol, Flunarizin, Valproinsäure, Topiramat und Amitriptylin gegen Migräne ist am besten durch kontrollierte Studien belegt.
Monoklonale Antikörper
Wenn die normalerweise gut wirksamen Mittel zur Vorbeugung nicht helfen, nicht vertragen werden oder aus bestimmten Gründen nicht angewendet werden dürfen, kann man seit einiger Zeit auf monoklonale Antikörper zur Vorbeugung von Migräne zurückgreifen. Weil sie nur als Injektionslösung zur Verfügung stehen, spricht man auch von ?Anti-Migräne-Spritzen?.
Eine Impfung gegen Migräne gibt es noch nicht. Bislang gibt es nur erste Untersuchungen und Forschungen an Tiermodellen, ob die monoklonalen Antikörper, die sich gegen CGRP richten, auch als viertel- oder halbjährliche Impfung verabreicht werden können.
Pflanzliche Präparate
Im Zusammenhang mit einer Migräne-Prophylaxe werden oft auch pflanzliche Präparate genannt, beispielsweise mit Pestwurz oder Mutterkraut:
Ein bestimmter Extrakt aus der Pestwurz (Petasites hybridus) hat sich in zwei Studien tatsächlich als vorbeugend gegen Migräne-Attacken erwiesen. In außergewöhnlich seltenen Fällen verursacht er aber schwere Störungen der Leberfunktion. Präparate mit Pestwurzextrakt zur Migräne-Prophylaxe sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht mehr als Arzneimittel erhältlich (teilweise aber als Nahrungsergänzungsmittel).
Ebenfalls in zwei Studien konnte ein CO2-Extrakt aus Mutterkraut (Tanacetum parthenium) seine vorbeugende Wirkung gegen Migräne zeigen. In dieser Form wird Mutterkraut aber nicht vertrieben. Andere Zubereitungen von Mutterkraut wurden nicht auf ihre Wirksamkeit bei Migräne untersucht, weshalb sie auch nicht empfohlen werden können.
Ablauf und Dauer der medikamentösen Migräne-Prophylaxe
Die meisten Migräneprophylaktika wie Propranolol oder Flunarizin werden einschleichend dosiert. Das heißt: Der Patient oder die Patientin beginnt mit einer niedrigen Dosis und steigert diese dann langsam nach ärztlicher Anweisung. Ist die gewünschte Enddosis erreicht, wird die Einnahme in den Folgewochen kontinuierlich fortgesetzt. Bessert sich innerhalb von zwei Monaten die Migräne aber nicht ausreichend, können Arzt und Patient über einen Abbruch der Prophylaxe oder einen Wechsel des Medikaments entscheiden. Ist die medikamentöse Prophylaxe wirksam, sollte nach sechs bis zwölf Monaten überprüft werden, ob eine Weiterführung notwendig ist.
Die vorbeugende Anwendung von Botox bei chronischer Migräne erfolgt in Form von Injektionen: Das Mittel muss für eine anhaltende und zunehmende Wirkung wiederholt in Abständen von ungefähr drei Monaten gespritzt werden. Hat sich die chronische Migräne nach dem dritten Zyklus noch nicht gebessert, wird die Therapie abgebrochen. Bei etwa der Hälfte aller Betroffenen wirkt Botox gegen Migräne aber so gut, dass auf weitere Injektionszyklen verzichtet werden kann.
Die monoklonalen Antikörper zur Migräne-Prophylaxe werden in mehrwöchigen Abständen als Spritze unter die Haut oder als Infusion verabreicht. Die Anwendung sollte sich zunächst über drei Monate erstrecken. Zeigt sich keine ausreichende Wirkung, wird die Therapie abgebrochen.
Die vorbeugende Einnahme von Medikamenten sollte immer mit nicht-medikamentösen Maßnahmen zur Migräne-Prophylaxe kombiniert werden.
Was hilft gegen Migräne: Hausmittel
Hausmittel gegen Migräne haben den Vorteil, dass sie den Organismus in der Regel nicht durch ausgeprägte Nebenwirkungen belasten. Andererseits ist die Wirkung der Hausmittel meist nicht wissenschaftlich bestätigt. Mediziner und Psychologen vermuten, dass in vielen Fällen auch der Placebo-Effekt ? also der Glaube an die Wirksamkeit eines bestimmten Hausmittels ? bei Betroffenen zu einer tatsächlichen Besserung führt.
Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer ärztlichen Rat einholen.
Pfefferminzöl
In der Pflanzenheilkunde und Aromatherapie kennt man folgendes Hausmittel: Migräne lässt sich oftmals lindern, wenn man die Schläfen und/oder die schmerzende Stirn mit wenigen Tropfen Pfefferminzöl betupft oder massiert. Das Öl wirkt erfrischend kühl auf der Haut, was Betroffene oft als sehr angenehm empfinden. Achten Sie bei der Anwendung darauf, dass kein ätherisches Öl in die Augen gelangt. (Schleimhautreizung!)
Äußerlich aufgetragenes Pfefferminzöl ist nicht nur bei Migräne, sondern auch bei Spannungskopfschmerzen wirksam.
Wärme- und Kälteanwendungen
Beginnt die Migräne mit einem Wärmegefühl im Kopf und kalten Füßen und/oder Händen, kann ein ansteigendes Arm- beziehungsweise Fußbad helfen, also ein Teilbad mit langsamer Temperaturerhöhung.
Manchen Betroffenen helfen Wechselduschen bei der Linderung ihrer Beschwerden, aber auch eine heiße Dusche kann bei Migräne sinnvoll sein ? oder ein Vollbad in 36 bis 38 Grad warmem Wasser. Ein Badezusatz aus Fichtennadeln und Rosmarin regt zusätzlich die Durchblutung an. Ebenfalls hilfreich sind Badezusätze aus Baldrian und Hopfen (zur Beruhigung) oder Arnika und Heublumen (zur Schmerzlinderung).
Statt von Wärme profitieren andere Betroffene von Kälte: Eine kühle Kompresse auf der Stirn oder im Nacken während eines akuten Anfalls finden viele Patientinnen und Patienten sehr angenehm. Manche schwören auch auf ein kaltes Arm- oder Fußtauchbad:
- Beim Armtauchbad werden die Arme für etwa zehn Sekunden in ungefähr 15 Grad kaltes Wasser getaucht und anschließend durch Abrubbeln oder Bewegung wieder erwärmt.
- Beim Fußtauchbad hält man die Füße für etwa 15 bis 30 Sekunden in ungefähr 15 Grad kaltes Wasser. Danach trocknet man die Füße nicht ab, schlüpft in dicke Socken und macht einen Spaziergang.
Durch das kurze Tauchbad in kaltem Wasser verengen sich reflexartig die Blutgefäße im Arm oder Fuß und auch die Arterien im Kopf, die bei einem Migräne-Anfall schmerzhaft gedehnt sind.
Bei Blasen-, Nieren- und Unterleibsentzündungen sind kalte Tauchbäder nicht erlaubt!
Tee gegen Migräne
Manche Betroffenen haben auch mit Heilpflanzentees gute Erfahrungen gemacht bei Migräne:
Beispielsweise spricht die Volksmedizin Schlüsselblumentee (Primel) eine gute Wirkung bei Migräne zu. So bereiten Sie ihn zu: Übergießen Sie einen Teelöffel Schlüsselblumenblüten (aus der Apotheke) mit einer Tasse heißem Wasser. Lassen Sie den Tee für fünf Minuten ziehen und seihen sie ihn dann ab. Sie können drei- bis viermal täglich Schlüsselblumenblütentee gegen Migräne trinken.
Ingwertee kann Übelkeit und Erbrechen, die oft einen Migräne-Anfall begleiten, lindern. Dazu übergießen Sie einen Teelöffel grob gepulverte Ingwerwurzel mit einer Tasse heißem Wasser. Den Tee fünf bis zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen, dann abseihen. Ingwertee hilft gegen Übelkeit bei Migräne, wenn Sie ihn vor den Mahlzeiten trinken.
Weidenrindentee hilft bei Kopfschmerzen und Migräne wegen der enthaltenen Salicylate. Diese werden im Körper in Salicylsäuren umgewandelt ? natürliche schmerzlindernde Stoffe, die der künstlich hergestellten Acetylsalicylsäure (ASS) ähneln. Überbrühen Sie einen Teelöffel klein geschnittene Weidenrinde (aus der Apotheke) mit 150 Milliliter kochendem Wasser. Lassen Sie den Tee 20 Minuten ziehen, bevor sie ihn abseihen. Eine Alternative zum Tee sind Fertigpräparate mit Weidenrinde aus der Apotheke.
Ernährung bei Migräne
Viele Krankheiten werden von der Ernährung beeinflusst. Auch bei Migräne lohnt es sich, die eigenen Essensgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen.
Bei fast allen Migränepatienten und -patientinnen wird ein akuter Anfall durch individuelle Auslöser verursacht ? sogenannte ?Trigger?. Manche Lebensmittel können also einen Migräne-Anfall auslösen oder verstärken. Warum das so ist, ist weitgehend unklar.
- Biogene Amine: Tyramin und Histamin scheinen oft Migräne auszulösen. Viele Menschen berichten von Migräne-Attacken nach dem Verzehr von Rotwein, lange gereiftem Käse, Schokolade, Sauerkraut oder Bananen ? allesamt Nahrungsmittel mit biogenen Aminen.
- Natriumglutamat: Der Geschmacksverstärker gilt als potenzieller Auslöser von Kopfschmerzen.
- Koffein: Koffein kann Kopfschmerzen verursachen. Manchmal ist aber auch das Gegenteil der Fall: Viele Menschen, die nur bei der Arbeit Kaffee trinken, reagieren an koffeinlosen Wochenenden mit einer ?Wochenendmigräne?. Hier kommt es ganz auf die Gewohnheiten der Betroffenen an.
- Eis: Auch kaltes Speiseeis kann einen Migräne-Anfall provozieren. Man spricht auch von ?Kälte-Kopfschmerz?. Schuld nicht die Inhaltsstoffe im Eis, sondern die Kälte, die bestimmte Strukturen im Gehirn reizt.
Eine allgemein gültige Migränediät gibt es nicht! Nicht alle Betroffenen reagieren auf Histamin, Koffein & Co. mit Migräne. Es ist daher nicht sinnvoll, wenn Sie von vorneherein auf die genannten Lebensmittel verzichten. Besser ist es, ein Migräne-Tagebuch zu führen, um Ihre persönlichen Auslöser zu finden.
Was hilft gegen Migräne: Alternative Heilmethoden
Viele Betroffene vertrauen nicht nur auf Medikamente und Hausmittel, sondern erhoffen sich auch eine Linderung ihrer Migränebeschwerden durch alternative Heilmethoden.
Akupunktur
Akupunktur nach den Prinzipien der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) kann episodisch auftretenden Migräne-Attacken vorbeugen. Sie scheint tatsächlich genauso wirksam zu sein wie die medikamentöse Migräne-Prophylaxe. Das ist laut der aktuellen ärztlichen Leitlinie zur Migränetherapie das Ergebnis einer Auswertung mehrerer Studien zu dem Thema.
Es gibt auch Untersuchungen, die klassische Akupunktur und Scheinakupunktur miteinander verglichen. Tatsächlich war das Setzen der feinen Nadeln an ?echten? Akupunkturpunkten zur Migräne-Vorbeugung wirksamer als Nadeln, die an falschen Stellen oder ohne Eindringen in die Haut gesetzt wurden. Der Unterschied war allerdings nur minimal.
Ob die Akupunktur auch bei chronischer Migräne hilfreich ist, lässt sich auf Basis der derzeitigen Datenlage nicht klar sagen.
Akupressur
Eine alternative Methode, die nach dem gleichen Prinzip wie die Akupunktur funktioniert, ist die Akupressur. Migränebeschwerden sollen sich hierbei durch sanften Druck auf bestimmte Stellen am Körper lindern lassen. Insgesamt zeigt die Akupressur geringere Erfolge als die Akupunktur.
Geeignete Akupressurpunkte bei Migräne befinden sich im Bereich von Kopf, Gesicht und Nacken. Lassen Sie sich zum Thema Selbstmassage von einem erfahrenen Therapeuten beraten. Insgesamt sind bei Migräne Massagen durchaus sinnvoll und können die Symptome deutlich verbessern.
Homöopathie
Viele Betroffene hoffen darauf, ihre Migräne mit Homöopathie in den Griff zu bekommen. Je nach Art und Ausprägung der Beschwerden werden verschiedene Mittel eingesetzt, zum Beispiel Belladonna bei pochendem Kopfschmerz mit Übelkeit und Erbrechen.
Doch kann Homöopathie bei Migräne wirklich helfen? Ein Pluspunkt ist wohl, dass Behandelnde, die in Homöopathie ausgebildet sind, vielfach mehr Zeit für die Betroffenen haben. In einem ausführlichen Gespräch lassen sich individuelle Auslöser einer Migräne oft gut aufdecken.
Aus wissenschaftlicher Sicht fehlt der Nachweis einer Wirksamkeit. Laut Leitlinie kann Homöopathie Migräne-Attacken zudem nicht vorbeugen.
Schüssler-Salze
Viele Betroffene berichten von positiven Erfahrungen mit Schüssler-Salzen. Migräne soll sich zum Beispiel mit Magnesium phosphoricum behandeln lassen.
Wenn Stress, nervliche oder geistige Überlastung ein Auslöser ist, kann die Einnahme von Magnesium bei Migräne vorbeugend wirken. Entsprechende Mineralstoffpräparate sind in Apotheken und Drogerien erhältlich. Vor genau diesem Hintergrund soll auch das entsprechende Schüssler-Salz helfen.
Das Konzept der Schüssler-Salze und ihre spezifische Wirksamkeit sind durch Studien nicht belegt.
Was hilft gegen Migräne: Nicht-medikamentöse Maßnahmen
So wirksam Medikamente im Akutfall und zur Vorbeugung von Migräne sind ? viele Betroffene erhoffen sich auch eine Linderung ihrer Beschwerden durch nicht-medikamentöse Maßnahmen. Diese wirken vor allem vorbeugend, können aber auch während einer akuten Attacke helfen.
Beratung
Eine erste wichtige, nicht-medikamentöse Maßnahme zur Migräne-Prophylaxe ist eine ausführliche ärztliche Beratung und Aufklärung über das Krankheitsbild. Schon ein mindestens 30-minütiges Beratungsgespräch kann die Anzahl der Kopfschmerztage und die schmerzbezogenen Beeinträchtigungen der Patientinnen und Patienten merklich reduzieren.
Sport bei Migräne
Regelmäßiger Ausdauersport wie Schwimmen, Radfahren oder Joggen wird zur Vorbeugung von Migräne empfohlen. Dabei sollte man im aeroben Bereich trainieren, also so, dass die Energiegewinnung im Körper unter Sauerstoffverbrauch ablaufen kann (beispielsweise Laufen in einem Tempo, bei dem man sich noch unterhalten kann). Das Gegenteil davon ist anaerobes Training (Energiegewinnung ohne Sauerstoffverbrauch) ? also zum Beispiel ein sehr schneller, anstrengender Lauf, bei dem man außer Atem kommt.
Unklar ist bislang, ob die Wirksamkeit von Sport bei Migräne auf unspezifischen Effekten beruht (Sport als Entspannungsmethode) oder aber auf spezifischen Effekten. Möglicherweise trägt auch eine Gewichtsabnahme durch den Sport zur Wirkung bei: Starkes Übergewicht scheint mit häufigeren Kopfschmerz-Attacken einherzugehen.
Solange diese Fragen ungeklärt sind, ist es schwierig, allgemeine Empfehlungen zu Häufigkeit, Dauer und Intensität von Sporttraining zur Migräne-Prophylaxe zu geben. Betroffene sollten sich am besten von ihrem behandelnden Arzt oder einem Sportmediziner individuell beraten lassen.
Entspannungsverfahren
Entspannungsverfahren sind eine effektive und nachhaltige Hilfe bei Migräne: Regelmäßig angewendet helfen sie beim Stressabbau und können in vielen Fällen die Migränehäufigkeit reduzieren.
Besonders vorteilhaft ist die progressive Muskelrelaxation (PMR) nach Jacobson. Die Methode ist leicht zu erlernen, am besten unter therapeutischer Anleitung. Danach können Betroffene die Übungen allein durchführen (bevorzugt täglich), was überall und ohne technische Hilfsmittel möglich ist. Damit lassen sich die Häufigkeit der Migräne-Attacken, die Schmerzintensität und auch der Bedarf an Schmerzmitteln und Migräne-Medikamenten verringern.
Ebenfalls effektiv zur Vorbeugung ist autogenes Training. Dieses Entspannungsverfahren ist allerdings etwas aufwendiger zu erlernen und benötigt mehr Übung.
Kommen diese Entspannungsmethoden nicht in Betracht, gibt es auch alternative Möglichkeiten: Manche Patienten setzen beispielsweise auf Tai-Chi, Meditation oder Yoga gegen Migräne.
Biofeedback
Biofeedback hat sich als sehr effektiv in der Migräne-Vorbeugung erwiesen ? es eignet sich sogar als Alternative zur medikamentösen Migräne-Vorbeugung. Bei diesem Therapieverfahren lernen Betroffene, eigentlich unbewusst ablaufende Prozesse im Körper (z. B. Herzfrequenz, Muskelspannung) vermehrt aktiv zu kontrollieren. Dazu werden Sensoren am Körper angebracht, die diese Prozesse messen und sie in Form von akustischen oder visuellen Signalen an den Patienten zurückmelden. Nun versucht man, einen Prozess per Willenskraft zu verändern ? etwa die Herzfrequenz gezielt zu senken. Klappt es, wird die Veränderung hör- oder sichtbar angezeigt.
Während einer akuten Migräne-Attacke kann das sogenannte Blutvolumenpuls-Biofeedback (Vasokonstriktionstraining) helfen: In schmerzfreien Intervallen üben Patienten, willentlich die rechte oder linke Schläfenarterie zu verengen. Diese erworbene Fähigkeit können sie dann im Akutfall nutzen, um den Blutfluss in der Schläfenarterie gezielt zu drosseln und so die Migräneschmerzen zu reduzieren. Das kann tatsächlich funktionieren ? auch wenn man inzwischen davon ausgeht, dass nicht eine gesteigerte Durchblutung in diesem Hirnbereich die Attacken auslöst, sondern eine neuronale Fehlsteuerung im Hirnstamm.
Kognitive Verhaltenstherapie bei Migräne
Eine wirksame Methode zur Migränebehandlung ohne Medikamente ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Deren übergeordnetes Ziel ist es, Betroffene zum Experten in eigener Sache zu machen, die abhängig von der Situation unterschiedliche Bewältigungsstrategien selbst einsetzen können.
Dazu analysiert und verbessert der Patient im Rahmen einer Einzel- oder Gruppentherapie unter anderem seinen Umgang mit Stress. Auch negative Denkmuster werden bearbeitet, die Stress verursachen können. Insgesamt entwickeln die Patienten ein stärkeres Gefühl von Selbstwirksamkeit und Kontrolle. Das bedeutet, sie fühlen sich den Attacken nicht mehr ohnmächtig ausgeliefert, sondern trauen sich zu, selbst Einfluss auf ihre Krankheit zu nehmen.
Bei einer akuten Migräne-Attacke helfen Schmerzbewältigungsverfahren. Die Patienten lernen, sich vom Schmerz zu distanzieren, beispielsweise in Form von Aufmerksamkeitssteuerung und Imaginationsübungen.
Neuere Ansätze von KVT sind internetbasierte Behandlungen (iKVT, beispielsweise E-Mail-gestützte Entspannung und Problemlösung über mehrere Wochen) und die häusliche Eigenbehandlung (etwa durch regelmäßige telefonische Supervision oder mithilfe von Audio- und anderen Arbeitsmaterialien).
Interventionelle Verfahren
Bei der okzipitalen Nervenblockade werden in einem kleinen Eingriff am Hinterhaupt ein lokales Betäubungsmittel und ?Kortison? (Kortikosteroide) injiziert, um den an der Schädelbasis verlaufenden Okzipitalnerv zu betäuben. Diese Vorgehensweise hat sich in einigen kleinen Studien als moderat wirksam in der Migräne-Prophylaxe erwiesen. Deshalb ? und weil nur ein geringes Nebenwirkungsrisiko besteht ? kann die okzipitale Nervenblockade in Einzelfällen zur Vorbeugung von Migräne-Attacken erwogen werden. Ob das Verfahren auch bei einem akuten Migräne-Anfall hilft, wurde bislang nicht ausreichend untersucht.
Unter den Begriff der nicht-invasiven Nervenstimulation (oder Neurostimulation) fallen Verfahren, bei denen über die Haut ? ohne diese zu perforieren ? bestimmte Nerven angeregt werden, zum Beispiel bei der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS). Die Studienlage zur Wirksamkeit solcher Verfahren bei Migräne ist (noch) nicht ausreichend. Wegen der guten Verträglichkeit kann eine nicht-invasive Nervenstimulation aber bei Patienten versuchsweise getestet werden, die Medikamente zur Migräne-Vorbeugung ablehnen.
Migräne-Tagebuch
Notieren Sie in einem Migräne-Tagebuch Zeitpunkt, Dauer, Art und Stärke der Migräne-Attacke. Schreiben Sie auch auf, welche Medikamente Ihnen helfen, was Sie essen oder wann Sie Alkohol konsumieren. Wichtig sind Besonderheiten, die als Migräne-Auslöser in Betracht kommen, etwa Stress, Menstruation oder Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus.
Durch die Aufzeichnungen lassen sich oft Auslöser identifizieren. So können Sie herausfinden, ob die Migräne-Anfälle seltener werden, wenn Sie diese Trigger vermeiden. Bei der Auswertung des Migräne-Tagebuchs kann Ihr Arzt helfen.
Es gibt vorgefertigte Kopfschmerzkalender für jeweils einen Monat, in denen sich diese Informationen notieren lassen.
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