Vegane Ernährung bei Kindern » Tipps & Infos
Ist vegane Ernährung bei Kindern gesund?
Sich vegan zu ernähren bedeutet, vollständig auf tierische Produkte zu verzichten – von Fleisch- und Wurstwaren über Eier, Fisch und Honig bis hin zu Milch und Milchprodukten wie Käse oder Joghurt. Im Gegensatz zu einer vegetarischen oder traditionellen omnivoren Ernährung fallen bei einer 100 % pflanzlichen Kost doch einige Lebensmittelgruppen zur Gänze weg. Aufgrund eines potenziellen Nährstoffmangels wird deshalb eine vegane Ernährung bei Kindern äußerst kontrovers diskutiert.
Auch die Studienlage ist sich hier nicht ganz einig. Im deutschsprachigen Raum wird eine vegane Kinderernährung deshalb sehr kritisch betrachtet. Einige Kinderärzte raten gänzlich davon ab. Laut der Amerikanischen Gesellschaft für Ernährungspricht bei guter Planung nichts gegen eine vegetarische oder vegane Kost – weder in der Schwangerschaft und Stillzeit noch bei einem Baby, Kleinkind oder für Jugendliche. Die Australische Gesellschaft für Ernährung sieht das ebenso.
Die Österreichische Gesundheitskasse empfiehlt eine vegane Ernährung für sensible Bevölkerungsgruppen wie Säuglinge oder Kleinkinder nicht explizit, da das Risiko für einen Nährstoffmangel erhöht wird. Sie weist auf das Zuziehen einer Beratung durch Ernährungsfachkräfte und eine medizinische Abklärung hin.
Die Vorteile pflanzenbasierter Kost
Auch wenn die Österreichische Gesundheitskasse einer veganen Ernährung bei Kindern skeptisch gegenübersteht, gibt auch sie an, dass Vegetarier bzw. Veganer im Durchschnitt länger leben als Fleischesser. Weiters ist das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht zu erleiden niedriger.
Diese Vorteile bietet eine gut durchdachte vegane Ernährung von Kindern:
- Vermehrte Aufnahme von Kohlenhydraten und Ballaststoffen
- Bessere Versorgung mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren
- Fettärmere Ernährung
- Erhöhte Zufuhr von Folsäure, Carotinoiden, Vitamin C und E sowie Magnesium und Kalium
- Niedrigerer LDL-Spiegel (schlechtes Cholesterol)
Damit Ihr Kind auch wirklich ausreichend Nährstoffe erhält, ist es essenziell, sich umfassend mit dem kindlichen Nährstoffbedarf zu befassen. Am besten ist es, wenn Sie sich dahingehend beraten lassen.
Risiken bei einer veganen Ernährung von Kindern
Natürlich steht die vegane Kinderernährung nicht umsonst auch in der Kritik. Studien haben ergeben, dass Kinder, die vegan oder vegetarisch ernährt werden, häufig etwas kleiner und leichter sind als gleichaltrige Kinder, die eine ausgewogene Mischkost zu sich nehmen.
Weitere Risiken und Nachteile sind folgende:
- Auffälligkeiten beim Eisen- und Ferritin-Wert (Eisenspeicher)
- Niedrigere Versorgung mit Proteinen, gesättigten Fettsäuren und dem guten HDL-Cholesterin
- Geringere Aufnahme von Vitamin B12, Calcium und Vitamin D
- Um rund 5 % niedrigerer Knochenmineralgehalt
Wenn Sie als Eltern in Erwägung ziehen, Ihr Kind vegetarisch oder vegan zu ernähren, sollten Sie dies nie einfach so tun. Das Risiko einer Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen und Verzögerungen in der körperlichen und geistigen Entwicklung von Kindern ist ansonsten groß. Deshalb muss sich bereits vorab eingehend damit beschäftigt werden. Nur so kann die Ernährung genau an den spezifischen Nährstoffbedarf angepasst werden.
Diese Nährstoffe sind für Kinder besonders wichtig
Unabhängig davon, ob Sie Ihr Kind vegan, vegetarisch oder omnivor ernähren, sind unter anderem folgende Nährstoffe essenziell, damit es gesund aufwachsen kann:
- Calcium und Vitamin D zum Knochenaufbau
- Eisen für eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Gehirns
- Zink für das Zellwachstum und das Immunsystem
- Jod als wichtiges Schilddrüsenhormon und für die Förderung der Lernfähigkeit
- Magnesium für Muskeln, Herz und Nerven
- Vitamin A und Carotinoide für die Sehkraft, das Wachstum und die Neubildung von Zellen
- Vitamin K für den Knochenstoffwechsel und die Blutgerinnung
- Omega-3-Fettsäuren für zahlreiche Stoffwechselvorgänge und zur Förderung der Herzgesundheit
- Folsäure für die Zellteilung und das Zellwachstum sowie zur Blutbildung
Für vegan ernährte Kinder ist die ausreichende Aufnahme von Vitamin B12 zusätzlich wichtig. Sein Kind gesund zu ernähren, kann für Eltern als Laien aber oftmals eine Herausforderung darstellen. Im Rahmen des Fitness- & Vorsorgeprogramms MyMEDpro gibt es daher auch für Kinder und Jugendliche zahlreiche Angebote in punkto Ernährung bzw. für Erwachsene die Möglichkeit eine Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen. Holen Sie sich professionelle Unterstützung und lassen Sie sich eingehend beraten.
Tipps zu veganer & vegetarischer Ernährung bei Kindern
Damit eine ausgewogene, pflanzenbasierte Ernährung Ihres Kindes sichergestellt ist, sollten Sie die Nährstoffversorgung genau im Blick haben. Idealerweise enthält der Speiseplan bunte Lebensmittel, ist vollwertig und abwechslungsreich. Die vegane Ernährungspyramide oder der vegane Ernährungsteller eignen sich sehr gut als Unterstützung.
Nachstehende Tipps können Ihnen bei der gesunden veganen Ernährung Ihres Kindes helfen:
- Inkludieren Sie proteinreiche Lebensmittel in den Speiseplan von Ihrem Kind. Viel Eiweiß ist beispielsweise in Hülsenfrüchten, Tofu und Nüssen enthalten. Tofu und andere Sojaprodukte sollten frühestens ab dem Beikostalter angeboten werden.
- Supplementieren Sie Vitamin B12. Es ist essenziell für das Nervensystem und an der Bildung von roten Blutkörperchen beteiligt. Vitamin B12 kommt zwar auch in geringem Maß in pflanzlichen Lebensmitteln wie Sauerkraut, fermentierten Sojaprodukten oder Algen vor, der Gehalt schwankt aber durchaus. Es ist vom wissenschaftlichen Standpunkt her nicht möglich, den Körper bei einer veganen Ernährung ausreichend mit Vitamin B12 zu versorgen. Am Markt gibt es neben Tropfen auch Lutschtabletten, etwa mit Himbeer- oder Zitronengeschmack. Kleinkinder nehmen diese in der Regel gerne an. Zudem können Sie den Speiseplan mit Lebensmitteln ergänzen, die mit Vitamin B12 angereichert wurden.
- Um genügend Omega-3-Fettsäuren aufzunehmen, eignet sich beispielsweise Leinöl sehr gut. Auch Hanfsamen sind reich an Omega-3-Fettsäuren. Nutzen Sie beides etwa für die Zubereitung eines frischen, knackigen Salates.
- Vitamin D wird nur bei ausreichend Sonneneinstrahlung vom Körper selbst produziert. In Lebensmitteln ist es kaum enthalten. Vor allem in unseren Breitengraden ist eine Unterversorgung gar nicht so selten. Hier sollten Sie den Wert im Auge behalten und ggf. supplementieren.
- Damit Ihr Kind genügend Calcium aufnimmt, ist es empfehlenswert, grünes Gemüse wie Spinat, Brokkoli, Rucola oder Grünkohl in den Speiseplan zu integrieren. Viele Pflanzendrinks sind mittlerweile mit Calcium angereichert. Auch in Mineralwasser ist der Mineralstoff häufig enthalten.
- Gute vegane Eisenlieferanten sind Samen und Nüsse, Haferflocken, die meisten Hülsenfrüchte und auch grünes Blattgemüse. Um die Eisenaufnahme zu verbessern, bieten Sie Ihrem Kind zusätzlich Vitamin-C-haltige Lebensmittel und Getränke an. Dazu zählen Zitrusfrüchte, frisch oder in Saftform, aber auch Paprika, Grünkohl, Brokkoli, Hagebutten oder Gartenkresse.
- Zink ist üblicherweise in Vollkorngetreide enthalten. Achten Sie also darauf, dass Ihr Kind ausreichend Vollkornprodukte zu sich nimmt.
Das Wichtigste bei der veganen, aber auch vegetarischen Ernährung Ihres Kindes ist ein ausgewogener und gut durchdachter Speiseplan. Befassen Sie sich mit Lebensmitteln und den enthaltenen Nährstoffen, damit Sie sinnvoll zusammengesetzte Gerichte kreieren können. Um den Vitamin B12 Bedarf zu decken, muss supplementiert werden. Ein Mangel kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit Ihres Kindes haben. Denken Sie auch bei Vitamin D über eine Supplementierung nach.
Pauschal kann nicht gesagt werden, dass eine vegane Ernährung gesund oder ungesund für Kinder ist. Zu viele Faktoren spielen hier eine Rolle. Während die Versorgung mit manchen Nährstoffen besser ist und Vorteile bringt, gibt es auch einige kritische Stoffe, bei denen sich ein Mangel negativ auf die Gesundheit der Kinder auswirken kann.
Informieren Sie sich aufgrund dessen eingehend über das Thema und holen Sie sich professionelle Unterstützung. Sollte es sich Ihr Kinderarzt mangels Erfahrung mit veganer Ernährung nicht zutrauen, Sie umfassend zu beraten, kann Sie auch ein fachlich kompetenter und geprüfter Ernährungsberater begleiten. Beobachten Sie die Blutwerte Ihres Kindes, um im Fall der Fälle Mängel ausgleichen oder abwenden zu können. So können Sie sicherstellen, dass Ihr Kind gesund und ausgewogen vegan ernährt wird.